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Als dissoziative Identitätsstörung wird der Zustand bezeichnet, wenn sich die Persönlichkeit eines Menschen spaltet. Die Betroffenen wechseln zwischen verschiedenen Ich-Zuständen hin und her, können diesen Wechsel aber nicht bewusst steuern. Deshalb wird die dissoziative Persönlichkeitsstörung oft auch als multiple Persönlichkeitsstörung bezeichnet. Die dissoziative Persönlichkeitsstörung kann dazu führen, dass bei den Betroffenen Erinnerungslücken auftreten, beispielsweise, dass sie denken, in ihrem Kleiderschrank würden fremde Kleidungsstücke hängen oder sie an einem unbekannten Ort seien.
Grundsätzlich gilt, dass bei einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung in einem Menschen mindestens zwei Persönlichkeitszustände vorhanden sind, deren Identitäten sich klar voneinander unterscheiden lassen. Diese übernehmen abwechselnd die Kontrolle über das Verhalten der Betroffenen.
Jene Identität, welche den Alltag dominiert, ist sich der anderen Identitäten jedoch nicht bewusst. Menschen mit einer multiplen Persönlichkeit können sich deshalb oft auch nicht an wichtige Informationen erinnern, die sie persönlich betreffen. So können die verschiedenen Teilidentitäten verschiedene Namen, Vorlieben und Verhaltensweisen haben. Es ist sogar möglich, dass eine Teilpersönlichkeit an einer Allergie auf eine Substanz leiden, die den anderen Persönlichkeiten nichts ausmachen.
Bei der dissoziativen Persönlichkeitsstörung handelt es sich im Grunde um eine Art Schutzmechanismus. Der Grund ist sehr oft eine starke Traumatisierung im Kindesalter. Durch die Persönlichkeitsstörung versucht das Gehirn, mit den Erlebnissen klarzukommen. Die Betroffenen trennen also das reale Geschehen von ihrem Bewusstsein ab. Die multiple Persönlichkeit erschwert im Erwachsenenalter jedoch den Alltag, sodass sie eine zunehmende Belastung darstellen kann.
In den meisten Fällen fallen zusätzliche Symptome wie etwa selbstverletzendes Verhalten, Aggressionen oder Depressionen auf, weshalb die dissoziative Persönlichkeitsstörung oft falsch diagnostiziert wird. Mittels eines Fragebogens lässt sich allerdings die richtige Diagnose stellen. Jedoch ist die anschließende Behandlung, welche darauf abzielt, die Betroffenen zu stabilisieren, in aller Regel langwierig. Unter anderem lernen sie im Lauf der Therapie die anderen Teilidentitäten kennen und mit diesen zusammenzuarbeiten.
Im günstigsten Fall sollten auch die traumatischen Erlebnisse verarbeitet werden. In diesem Fall ist die Verschmelzung der Teilidentitäten das Ziel. Dieses Therapieziel wird von vielen Betroffenen aber abgelehnt.
Das Thema multiple Persönlichkeit wurde von Psychiatern schon während des 19. Jahrhunderts viel diskutiert. Den Begriff Dissoziation, mit dem die Aufspaltung des Bewusstseins bezeichnet wird, verwendete erstmals Piere Janet. Er führte dieses Krankheitsbild auch auf traumatische Erfahrungen zurück. Einige Jahrzehnte lang geriet dieses Thema allerdings in der Fachwelt wieder in Vergessenheit. Erst nach Medienberichten über diverse Fälle in den 1970er Jahren geriet dieses Thema wieder verstärkt in den Fokus. Allerdings war die Diagnose lange Zeit sehr umstritten. Erst seitdem verstärkt über den sexuellen Missbrauch von Kindern berichtet, wächst auch die Akzeptanz für die dissoziative Persönlichkeitsstörung.
In der Öffentlichkeit werden Schizophrenie und die dissoziative Persönlichkeitsstörung oft gleichgesetzt. Zwar überschneiden sich die Symptome teilweise, jedoch gibt es deutliche Unterschiede:
- Sowohl Menschen mit Schizophrenie als auch mit einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung haben das Gefühl, sie würden „Stimmen im Kopf“ hören. Während sich multiple Personen über diese Halluzinationen aber bewusst sind, nehmen Schizophrene diese als real war.
- Bei der Schizophrenie kommt es nicht zu schweren Gedächtnisstörungen
- Für die Behandlung der beiden Krankheiten werden unterschiedliche Medikamente eingesetzt.
Etwa 1,5 Prozent der Bevölkerung sind von einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung betroffen. Bei Patienten, die sich in einer stationären psychiatrischen Behandlung befinden, kann sogar von einem Anteil von fünf Prozent ausgegangen werden. Bei Frauen tritt die dissoziative Persönlichkeitsstörung häufiger auf als bei Männern.
Die Ursache für eine dissoziative Persönlichkeitsstörung sind in den meisten Fällen Traumatisierungen in einem frühen Lebensalter, meist vor dem fünften Lebensjahr. Andere Arten von Traumata treten zwar seltener als Ursache auf, können eine dissoziative Persönlichkeitsstörung aber durchaus auslösen. Möglich sind etwa auch schwierige Lebenssituationen wie Krieg, wenn Kinder Angehörige verloren haben, oder extreme Armut. Tritt die Störung ohne ersichtliches Trauma auf, dürften sich die Betroffenen wohl nicht mehr an das auslösende Ereignis erinnern.
Der Grund dafür, dass die dissoziative Persönlichkeitsstörung von Traumata ausgelöst werden kann, liegt darin, dass sich die Kinder in ihrer gefährlichen Lage völlig hilflos fühlen. Dass es sich bei den Tätern meist um nahe Angehörige handelt, können die Kinder keine Hilfe erwarten. Den gedanklichen Rückzug aus dieser Situation schaffen sie dadurch, dass sie das reale Geschehen von ihrem Bewusstsein abtrennen.
In den entsprechenden Situationen nimmt jede Teilidentität eine bestimmte Funktion. Entstehen können beispielsweise sogenannte Helferpersönlichkeiten, welche darauf achten, jedwede Situation zu vermeiden, in welcher ein Missbrauch erfolgen könnte.
Durch eine dissoziative Persönlichkeitsstörung kann eine Vielfalt an Symptomen ausgelöst werden. Charakteristisch ist in jedem Fall, dass mindestens zwei Teilidentitäten existieren. In einigen Fällen können es sogar bis zu 100 Teilidentitäten sein, der Durchschnitt liegt bei acht bis zehn Teilidentitäten. Dabei wird jene Identität, die den Alltag bestreitet, als Host – also Gastgeber, bezeichnet, während die anderen Identitäten Alters genannt werden.
Eine dissoziative Persönlichkeitsstörung wird meist erst spät entdeckt, weil zahlreiche Begleiterscheinungen damit einhergehen. Im Schnitt dauert es sechs bis sieben Jahre, bis die Störung erkannt wird, bevor die ersten Symptome auftreten. In vielen Fällen werden die Betroffenen zunächst erfolglos wegen einer Begleiterkrankung behandelt, bevor die richtige Diagnose gestellt wird. Die Diagnose einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung kommt bei folgenden Symptomen in Betracht:
- Bei den betroffenen bestehen mindestens zwei verschiedene Identitätszustände.
- Die Betroffenen sind unfähig dazu, sich an wichtige Informationen zu erinnern, ohne dass sie körperlich krank sind oder Substanzen wie Drogen oder Alkohol missbräuchlich genutzt haben.
Das wichtigste Therapieziel besteht in einer Stabilisierung der Betroffenen. Gegebenenfalls werden auch Medikamente eingesetzt, die sich jedoch lediglich auf die Symptome auswirken. Für die Betroffenen ist es außerdem häufig schwierig, einen geeigneten Therapeuten zu finden. Das liegt einerseits daran, dass sie in der Vergangenheit möglicherweise schlechte Erfahrungen gemacht haben und andererseits nur schwer Vertrauen fassen können. Es empfiehlt sich, einen Traumatherapeuten aufzusuchen, der darauf spezialisiert ist, Traumapatienten zu behandeln. Die Behandlung kann sich teilweise über mehrere Jahre erstrecken, was von den Krankenkassen aber oft nicht komplett übernommen wird.
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