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Giga-Yachten, überdimensionale Spielzeuge

Sie sind der Ausdruck dessen, wohin der Spieltrieb führt, wenn die Mittel dafür da sind, Giga-Yachten

Dass Männer nie erwachsen werden, sondern ab etwa 10 Jahren nur noch wachsen, ist eine Weisheit des weiblichen Geschlechts, die vom männlichen Geschlecht regelmäßig durch entsprechende Taten bewiesen wird.

Denn nur so sind Giga-Yachten erklärbar. Ein Boot ist eine schöne Sache, erst recht, wenn es nicht zum Broterwerb genutzt werden muss, sondern rein dem Vergnügen dient. Mit viel Geld kann dieses Vergnügen auf die Spitze getrieben werden, wobei ab einer bestimmten Größe eigentlich nur noch der Drang im Vordergrund steht, möglichst weit oben in der Liste der Größten zu stehen. Dieses Verhalten ist in kleinerem Maßstab gerade bei Männern überall zu sehen. In Deutschland vor allem beim Pkw, der meist eine ganze Spur größer ausfällt, als es notwendig ist. Wer das nötige Kleingeld übrig hat, wird sich irgendwann nicht mehr mit dem Super-V8-SUV zufriedengeben, sondern sich ein prestigeträchtiges Wasserfahrzeug zulegen. Wer nicht nur Kleingeld übrig hat, der wird sich gleich eine Giga-Yacht zulegen, die größte Klasse der Yachten, die erst bei einer Länge von über 100 m beginnt. Darunter finden sich die Mega-Yachten mit Längen von 60 bis 100 m und noch eine Stufe tiefer finden sich Super-Yachten (30 bis 60 m). Alles darunter sind einfach nur Yachten, zumindest bis etwa 15 m. Wer ein noch kleineres Boot mit weniger als „nur“ 15 m besitzt, zählt fast schon zum Präkariat.

Deutschland, das Land der Gigayachtenbauer

Die Bundesrepublik besitzt weltweit nicht nur einen Ruf, besonders zuverlässige Autos zu bauen, sondern auch den Ruf, gute Giga-Yachten zu fertigen. Nur so ist es zu erklären, das in der Liste der 36 größten Yachten der Welt, die 100 m und mehr an Länge aufweisen, 24 Yachten aufgeführt sind, die aus deutschen Schiffswerften stammen. Genau genommen nur aus zwei, entweder Blohm + Voss oder Lürssen, wobei alles in der Familie bleibt, denn Blohm + Voss gehört seit dem Jahr 2016 zu Lürssen.

Der aktuelle Spitzenreiter in der Liste der größten Yachten der Welt wurde bei Lürssen im Jahr 2013 vom Stapel gelassen. Nach drei Jahren war die „Azzam“ fertig. Die mit 180,65 m „vorerst“ größte private Yacht der Welt. Azzam bedeutet aus dem arabischen Übersetzt „Entschlossenheit“ und die legte der Eigentümer durchaus an den Tag, wobei er aber auch die entsprechenden Mittel aufweisen konnte, seine Entschlossenheit in die Tat umzusetzen. Es handelt sich um den Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, Scheich Chalifa bin Zayid Al Nahyan. Nach ihm ist auch das höchste Gebäude der Welt, das Burj Khalifa, benannt.

Sieben Scheichs, drei russische Magnaten

Die Top-Ten der Gigayachten mit Längen von 140 m bis 180,65 m befinden sich im Besitz arabischer Ölprinzen, ausgenommen die Eclipse, mit 162,5 m auf dem dritten Platz, die Dilbar mit 156 m auf dem fünften Platz und der 140 m langen Ocean Victory auf dem zehnten Platz. Diese drei gehören russischen Industriellen. Deutsche Eigentümer finden sich in der Sektion der Giga-Yachten nicht. Erst bei den Mega-Yachten taucht mit 85,3 m die Vibrant Curiosity auf dem 71. Ranglistenplatz auf. Sie gehört Reinhold Würth und wurde in den Niederlanden auf Kiel gelegt.

Was treibt Männer dazu, sich Schiffe bauen zu lassen, die in ihren Ausmaßen jede Art von Zweckmäßigkeit verloren haben? Die monatlich mehrere hunderttausend Euro Unterhalt kosten und deren tatsächliche Nutzung sich auf ein paar Wochen des Jahres beschränken? Geschäftliches Kalkül kann es nicht sein, denn Yachten dieser Größenordnung sind wahre Geldgräber, die das Vermögen „einfacher“ Millionäre in kürzester Zeit aufzehren würden. Es bleibt nur der sportliche Ehrgeiz, dem oder den anderen überlegen zu sein. Der Besitzer der Azzam erlitt ein Jahr nach der Fertigstellung seiner Gigayacht einen Schlaganfall. Da ist nun mit oder ohne Gigayacht der Spaß vorbei.

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