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Le Mont-Saint-Michel erlebt eine Pilger-Renaissance

Le Mont Saint Michel, Frankreich  / Bild Nr. 36376885
Le Mont Saint Michel, Frankreich | ©: Beboy - Fotolia

Nicht einmal 50 Menschen leben in einer der kleinsten Gemeinden in Europa in Le Mont-Saint-Michel auf der Felseninsel, die etwa einen Kilometer vor der französischen Küste im Wattenmeer liegt. Berühmt ist die Insel vor allem für die Abtei Saint-Michel, eine rund 55.000 Quadratmeter große Anlage, welche die Insel dominiert.

Der Sage nach soll der Erzengel Michel anno 708 Bischof Aubert von Avranches erschienen sein und ihn mit dem Bau einer Kirche auf der Insel beauftragt haben. Er soll dieser Aufforderung aber erst nachgekommen sein, nachdem der Erzengel ein Loch in seinen Schädel gebrannt hatte. Zunächst wurde nur eine einfache Kirche errichtet, doch ab 966 wurde der ambitionierte Bau gestartet, der für die mittelalterlichen Bauherren eine ganz besondere Herausforderung darstellte und rund 500 Jahre dauerte.

Ihre volle Macht entfaltete die Benediktinerabtei ab dem 12. Jahrhundert, als Pilger aus ganz Europa auf die Insel vor der französischen Küste pilgerten. Mehrere Tochterabteien wie St. Michel´s Mount im englischen Cornwall wurden gegründet, die politische Macht der Abtei manifestierte sich schließlich, als hier der Sitz des Ritterordens Ordre de Saint-Michel eingerichtet wurde.

Während der Französischen Revolution wurde aus dem Pilgerziel eine Stätte der Furcht: Die Abtei wurde zu einem Gefängnis umgebaut, in dem zunächst nur kirchliche Regimegegner verwahrt werden sollten. Doch schließlich wurden hier auch politische Häftlinge in Gewahrsam genommen, insgesamt saßen im Abtei-Gefängnis bis zu 18.000 Gefangene.

Zu diesem Zeitpunkt war die Abtei aber schon von den Mönchen verlassen, die 1790 auszogen. Pünktlich zur Jahrtausendfeier der Abtei zogen 1966 wieder Mönche ein. Allerdings leben heute keine Benediktiner hier, sondern Ordensleute der Gemeinschaft von Jerusalem.

Mittlerweile erlebt die Abtei eine Renaissance als Pilgerziel, das von rund 3,5 Millionen Menschen pro Jahr besucht wird. Vor allem Reisende, die auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostella pilgern, nutzen die normannische Insel für einen Zwischenstopp. Weltliche Reisende sind in erster Linie von der Architektur fasziniert. Denn die Abtei gilt als eine der größten erhaltenen Anlagen aus dem europäischen Mittelalter.

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