QUERRUM
Frankreich | ©: travelpeter - Fotolia
Pierre de Ronsard, der große französische Renaissancedichter, stellte sich das Loiretal vor wie eine Art Arkadien mit Faunen und Nymphen, das von seichten Zephirwinden durchzogen wird, In einem Schloss an der Loire, in Talcy, spielt sein Liebesroman mit Cassandra Salviatti und für sie schrieb er: "Entlang der Loire will ich eine Blume wachsen lassen, die meinen Namen trägt". Dies waren Zeiten der Größe und des Schreckens. Franz 1., König von Frankreich, konnte Karl V. im Schloss von Chambord empfangen und an den Wegen des Parkes Hunderte von Mädchen aufziehen lassen, die, als griechische Gottheiten verkleidet, vor dem illustren Gast Blumen ausstreuten. Aber Karl VII. konnte ebenso die 350 Soldaten der Garnison des Schlosses AzayLe-Rideau zum Tode verurteilen, nur weil ihn ihr Kommandant "beleidigt" hatte. Durch die Schlösser und Burgen der Loire zieht sich die ganze Größe und der ganze Wahnsinn dieses Landes hindurch! Die beiden historischen Aspekte sind eins geworden in einer einmaligen architektonischen Landschaft. Und Landschaft ist auch genau das richtige Wort, denn das Wunder dieser Burgen besteht darin, dass der Mensch, wenn er nach einem organischen Plan vorgeht, mit seiner Kunst eine ganze Region der Erde verwandeln kann.
Sonnenuntergang im Weinberg | ©: laurine45 - Fotolia
Heute etwa könnte man sich die grünen Ebenen des Dreiecks zwischen Tours, Oröléans und Bourges gar nicht mehr vorstellen ohne das Ornament ihrer Schlösser, die hier zu Hunderten ausgesät wurden.
Man denke etwa an das von Saumur, wo sich zu der Feierlichkeit der Formen die extreme Grazie des Gartens oder der umgebenden Landschaft gesellt. In einer Stunde fliegt man von einem Wunder zum anderen, ohne die Falken und Adler noch um ihre Flügel beneiden zu müssen. Mit Jagdfalken hatte Franz I. die Käfige des Schlosses von Chambord gefüllt: Er besaß 300 Exemplare. Mit seinem Umfang von 156 Meter auf 117 ist Chambord das größte Schloss der Loire und, nach Versailles, das zweitgrößte Frankreichs. Ein großartiger Riese mit reinen Zügen, ein Traum voll von Geschichte und Legende, der sich in den Wassern eines kleinen Zuflusses der Loire spiegelt, dem Cosson. Franz 1, jedoch war der unscheinbare Cosson zu wenig und deshalb wollte er die Loire umleiten, um sie am Fuße seines phantastischen Jagdsitzes vorbeifließen zu sehen. Von dieser Macke werden phantastische Geschichten erzählt: Selbst Leonardo da Vinci soll damit beauftragt worden sein, dieses verrückte Unternehmen durchzuführen. Ein moderner Biograph Franz' 1., Francis Hackett, beschreibt das Schloss von Chambord als "eine Welle, die sich an einer flachen Küste bricht". Dieses wunderschöne Bild kann, etwas reduziert, auch für die anderen Schlösser der Loire gelten. Von oben gesehen, wenn sie von weitem mitten in diesem grünen Meer erscheinen, sehen sie aus, wie die Wellen des Ozeans, wenn sie sich schäumend an einem Korallenriff brechen.
Vom Grandiosen zum Fabelhaften: Am Ufer des Cher (ein weiterer Zufluss der Loire in der Nähe von Tours) erscheinen uns die Brücke, die Bogen und die Türme des Schlosses von Chenonceau. Seine Geschichte ist ein Roman und die Hauptfiguren sind sechs berühmte Frauen, weshalb man es in "Frauenschloss" umgetauft hat. Eine der bekanntesten war Diane von Poitiers, die von Heinrich II. verehrt wurde. Mit 67 Jahren war sie noch schön wie eine Dreißigjährige und, um das Schloss, das ihr der König geschenkt hatte, noch luxuriöser zu gestalten, führte sie in ganz Frankreich eine Steuer ein, die für jede Glocke zu entrichten war. Rabelais schrieb in seinem satirischen Stil: "Der König hat alle Glocken Frankreichs am Hals seiner Reitstute aufgehängt". Doch nach dem Tod des Königs wurde Diane von Caterina de' Medici aus dem Schloss vertrieben. Und Caterina verwandelte Chenonceau in das pompöseste und extravaganteste Schloss Frankreichs. Für ein kleines Landfest gab sie 100.000 Lire aus und zwang ihre Hofdamen dazu, halbnackt und mit losem Haar zwischen den Gästen umherzuschlendern. Das war im Jahre 1577.
Die Stadt Rocamadour | ©: Yvann K - Fotolia
Lange Zeit vorher, 1418, war die Burg von AzayLe-Rideau Bühne des Massakers Karls VII. an seinen Soldaten gewesen. Diese Burg ist ein wahres Muster der Eleganz der Renaissance und wurde nicht weit von Tours entfernt am Ufer des Indre errichtet. Diesmal aber stand kein blasonierter Herrscher dahinter, sondern ein reicher Bürgersmann: Der große Finanzier Gilles Berthelot Doch nicht er setzte den Plan in die Tat um, sondern seine Frau, Philippa Lesbahy. Der weibliche Anstrich und die Geschichten der Frauen sind wahrhaftig der Tenor in der jahrhundertelangen Tradition dieser Schlösser. Brauchen wir hierfür noch eine Bestätigung? Das Schloss von Sully, süd-östlich von Orlans. Hier wird man sagen, dass diese Festung, die eindeutige Spuren der Entwicklung der militärischen Baukunst während des Hundertjährigen Krieges trägt, eng mit dem Namen des berühmten Ministers Sully und auch mit dem Voltaires verbunden ist, der hier eine seiner frühen Schaffensperioden verbracht hat. Und doch, was wäre denn Sully ohne Jeanne d'Arc und ihre legendäre Geschichte? In diesem Schloss nämlich hat sie Karl VII. davon überzeugt, sich in Reims salben zu lassen und von hier aus, wo man sie 1430 gefangen hielt, floh sie, um ihren Kampf weiterzuführen. Das Schloss von Valenay, seine Magnifizenz erinnert an Chambord und seine Grazie (etwas artikulierter und mit größerer Vielfalt runder und eckiger Formen) steht der des "Loireriesen" in nichts nach. Seine Geschichte ist mit einem Namen verbunden, der vielleicht noch illustrer ist, als der Franz' 1.: Talleyrand, der Minister, der das Schloss 1803 im Auftrage Napoleons kaufte, um hier die angesehensten ausländischen Gäste zu empfangen. 1808 empfing Talleyrand hier den ganzen spanischen Hof.
Damals wie heute war die Visitenkarte, welche die französischen Könige den Herrschern aus aller Welt zeigten, die wunderbare Loire, die feierlich durch einige der schönsten Gegenden Frankreichs floss mit ihrem Wasser, ihrem Grün und der fabelhaften Harmonie ihrer Schlösser.
Périgord
Im Périgord herumzureisen ist gleichbedeutend mit einem Wandel zwischen Natur, Kultur, inmitten von Wäldern und befestigten Dörfern, die zwischen Wirklichkeit und Phantasie schweben.
Champagne
Wenige wissen, wo sie genau liegt und noch weniger kennen sie als eine der faszinierendsten Gegenden Frankreichs, reich an Geschichte, mit wunderbaren Kathedralen und unberührter Landschaft. Alle aber kennen den "Nektar", der von seinen Reben fließt: Den noblen und schäumenden Champagner.
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